Wenn der Ball rollt und das Pils perlt – Die Altherren des SC Altenrheine besiegen GWA im Feierabend-Modus
18. Juni 2025, Auto Deters Stadion, Rheine – Anstoß 19:00 Uhr. Leicht bewölkter Himmel, geschätzte 26 Grad. Ein Abend, an dem man sich fragt: Wird hier heute wirklich noch Fußball gespielt – oder ist das Ganze nur die Generalprobe fürs Schützenfest?
Der Schiedsrichter pfeift pünktlich an. Auf dem Rasen das, was man in Fachkreisen mit einem leicht ironischen Grinsen als „Star-Ensemble" bezeichnet – aber wer da genau hinschaut, erkennt sofort: Das ist nicht ironisch gemeint. Felix Spielmann, Chris Naberbäumer, Claudio Kipkito, Sven Sandmann und Alex Lühn tragen das Trikot des SC Altenheine mit sichtbarer Würde und noch sichtbarer Wadenbandage.
Doch das erste sportliche Highlight gehört – wie könnte es anders sein – keinem Spieler, sondern einem Mann mit klarem Blick für das Wesentliche: Roland. Nach exakt fünf Minuten meldet er sich aus dem Zuschauerbereich mit einem erfreuten Nicken: „Das Bier ist kalt." Und man spürt, jetzt kann es ein guter Fußballabend werden.
Fußball gespielt wurde auch – ein bisschen zumindest. In den ersten fünf Minuten passierte auf dem Platz wenig bis nichts. Es war mehr ein Herantasten – an den Ball, an die Kondition, an die Tatsache, dass der Muskelkater schon zuschaut.
Minute 7: Dann das erste fußballerische Feuerwerk – und das kommt vom GWA. Fernschuss aus gut 20 Metern, der Ball rauscht oben links in den Winkel. Keine Chance für Tobi Reekers, der sich bei diesem Geschoss wohl eher fragte, ob er seinen Bierdeckel vergessen hat. 1:0 für Grün-Weiß Amisia Rheine.
Minute 9: Antwortversuch vom SCA – Adrian Turat mit einem Flankenversuch, der so gar nichts mit einer Flanke zu tun hatte. Mehr ein Pass ins Nichts, aber immerhin bemüht. Dafür gibt's von GWA-Fan Carsten ter Steege eine Info aus dem Maschinenraum des Platzbaus: „Da der Rasen um den Elferpunkt frisch eingesät wurde, gibt's heute keine Elfmeter." Sagt zumindest der Platzwart.
Minute 12: Das interessiert den Schiri offenbar nur peripher. Björn Reinhold wird gelegt – ja, früher war er schneller, aber die Gravitation gewinnt mit dem Alter an Überzeugungskraft. Chris Naberbäumer tritt an, verwandelt sicher unten rechts. 1:1 – und die Debatte um den Elfmeterpunkt ist Geschichte.
Die Zuschauer nehmen's sportlich – und am Seitenrand schleicht plötzlich SCA-Platzwart Lui Göcking über den Rasen. Warum? Niemand weiß es so genau. Vielleicht war es Spionage, vielleicht ein Zeichen. Auf jeden Fall war es Lui.
Minute 25: Das Spiel plätschert dahin, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Luft scheint raus, einige Spieler auch. Der Ball läuft zäh, das Bier deutlich flüssiger.
Minute 32: Dann wieder ein Aufschrei. Langer Ball von Lutz auf Andre, der mit Übersicht und Gefühl den Keeper überlupft. 2:1 für den SCA. Der Torjubel? Verhaltener Stolz und kontrolliertes Atmen – mehr geht nicht mehr in dem Alter.
Minute 33: Und jetzt geht's plötzlich Schlag auf Schlag. Pete Wipperfürth haut das Ding mit so viel Wucht in die Maschen, dass er sich selbst mit zu Boden reißt. Die Erde bebt, kurz und kräftig. 3:1 für den SCA.
Minute 35: Der Halbzeitpfiff ist für viele eine willkommene Gelegenheit, sich nochmal ein Getränk zu holen – und ein wenig Luft. Die Spieler? Müde, aber stolz.
Nach dem Seitenwechsel ändert sich zunächst: nichts. Wieder fünf Minuten Leerlauf – wie eine Schleife des ersten Durchgangs. Doch dann plötzlich: Tobi Reekers mit einer akrobatischen Abrollparade, wie man sie zuletzt bei Oliver Kahn um die Jahrtausendwende gesehen hat. Das Stadion raunt. Das war Kunst.
Minute 40: Und dann kommt er – Sven Sandmann. Er zieht ab, aus gefühlten 35 Metern. Der Ball zischt rechts oben rein, an den Innenpfosten, dann unter die Latte. Ein Tor wie gemalt. 4:1. Selbst seine Mitspieler sagen: „Der muss jetzt raus – schöner wird's nicht."
Minute 43: Tobi Reekers tanzt nun Stürmer aus wie ein junger Neuer, elegant, entspannt, unaufgeregt. Der GWA? Völlig überfordert. Der SCA rollt wie ein Feierabendzug Richtung Sieg.
Minute 46: Ein Lebenszeichen des GWA. Ecke, Klärungsversuch, doch die Kugel landet zentral vor den Füßen eines GWA-Spielers – Distanzschuss, Tor! 2:4. Noch ein bisschen Hoffnung? Vielleicht. Kurz.
Minute 50: Claudio Kipkito mit einem Fehlpass, der in jeder Kreisklasse für Diskussionen sorgt. Reekers rettet in letzter Sekunde. Am Rand lässt sich Dennis Knips, mittlerweile ausgewechselt, vernehmen: „Seit ich raus bin, läuft der Ball besser." Selbstreflexion oder Seitenhieb? Entscheidet der Leser.
Minute 56: Dann wieder der SCA. Adrian Turat bringt eine Flanke, die Thomas Schütte einfach nur mit der Stirn ablegt. Kein Springen nötig. 5:2. Routine in Reinform.
Und dann – plötzlich und ohne Zusammenhang – meldet sich Kidde aus dem Zuschauerblock. „Ein Euro für den Sportplatz – Parkplatz inklusive!" Warum er das sagt? Niemand weiß es. Aber alle lachen.
Minute 59: Thorben probiert den Hackentrick. Der misslingt so brutal, dass es fast schon wieder Kunst ist. Schütte nutzt die Gunst der Stunde, staubt ab. 6:2.
Minute 60: Kai Sandmann, der sich längst den Beinamen „Alberto Tomba" verdient hat, schlängelt sich durch vier Gegenspieler wie im Riesenslalom, legt quer auf Björn Reinhold – Tor! 7:2. Jetzt wird's wild.
Minute 62: Und dann kommt – tatsächlich – der zweite Elfmeter des Spiels. Irgendwo weint ein Platzwart. Kai Sandmann läuft an, verlädt den Keeper. 8:2.
Minute 70: Abpfiff. Und bei allem Respekt für den GWA – das war eine Machtdemonstration des SCA. Klarer Derbysieg, viele Tore, kaltes Bier, gute Laune. Und morgen? Morgen geht's geschlossen weiter – zum Schützenfest nach Altenrheine.